Hat Wasser ein Gedächtnis?

Eben kam mein Sohn von der Schule nach Hause und hat mir von folgendem Film erzählt, welchen die Schulklasse unkritisch vorgesetzt bekam:

Faszination Wasser! - Das Gedächtnis

In obigem Video wird behauptet, Wasser habe ein Gedächtnis und es wird im Internet sogar eine Versuchsanordnung beschrieben, welche im Detail etwa hier eingesehen werden kann. Leider konnten wir keine exakte reproduzierbare Versuchsanordnung finden.

Das Experiment

So weit so gut; es handelt sich in der Winterthurer Primarschule um eine Projektwoche zum Thema Forschen (mit den Elementen der klassischen 4-Element-Lehre des Altertums); dies kann ich als Vater und gelernter Wissenschaftler nur unterstützen und da haben wir zu Hause auch gleich das Mikroskop gezückt. Glauben dürfen wir als Forscher erst dann, wenn das Experiment Aufschluss gibt. So haben wir uns an die Versuchsanordnung gemacht.

Die Versuchsanordnung

Wir haben vier Probanden je 2 Meter (gefordert waren lediglich 1.5m) voneinander gestellt und eine Minute gewartet: Damit natürlich keine Information von einer Person vor dem Versuch auf eine andere Person «überspringen» kann. Wir haben nun also vier unabhängige Probanden mit ihren ganz persönlichen eigenen «Informationen», wie es im Film genannt wird.
Nun durften unsere vier Probanden je vier Tropfen der folgenden Wasser auf ein Mikroskopierglas legen (ohne sich dabei den anderen drei Personen zu nähern):

Die Resultate

Danach haben wir die Wasser getrocknet und (also von oben beleuchtet und geschlossenen Fensterläden) mit dem Mikroskop im Dunkelbild die folgenden interessanten Bilder geschossen.
Leider waren fast alle Bilder irgendwie ähnlich, aber irgendwie auch jedes individuell (einzig das Sprudelwasser konnte in drei Bildern an den Rändern identifiziert werden), so haben wir die Beleuchtung mit UV angereichert (UV-LED kann man für ca CHF 1.- im Handel kaufen). Damit haben wir das Stuttgarter Experiment von Professor Dr. Bernd Kröplin wiederholt.

Hier die Bilder erst einmal ungeordnet, damit sich jeder selbst einmal die Frage stellen kann, welche Wasser denn nun zum jeweils gleichen der vier Probanden gehört. Finden Sie heraus, welche vier Bilder zusammen gehören bevor Sie nach unten scrollen?

Interpretation der Resultate

Huh? War das was falsch? Wir können beim besten Willen nichts erkennen. Nun ordnen wir die 16 Bilder pro Proband (Zeilen) und nach Wassertyp (Spalten). Nun sollte es doch offensichtlich werden:

  1. Spalte: kaltes Leitungswasser (Aqui aus Winterthur)
  2. Spalte: Mineralwasser (Marke OK.-)
  3. Spalte: Wasser aus dem Boiler
  4. Spalte: abgestandenes Wasser aus dem Garten

Bemerkung: Das Bild rechts oben weist einen Übertragungsfehler auf die Speicherkarte auf. Dennoch ist der getrocknete Tropfen einigermaßen gut zu erkennen.

So weit so gut. Alle bisherigen Betrachter konnten keine Muster sehen. Irgendetwas in seinem Vorgehen verschweigt uns Herr Prof. Bernd Kröplin noch. Was machen wir falsch? Hat jemand den exakten Ablauf bereit, sodass wir diesen a) selbst nachprüfen können und b) hier veröffentlichen, sodass andere Universitäten dies auch nachprüfen können? Wäre sonst doch schade um den Ruf der Stuttgarter Uni. Infos bitte an mich senden: wissen (@) gress.ly.

Forderung nach Objektivität an den Schulen

Es ist äußerst peinlich, dass solche Versuche nicht in der Schule vorgezeigt werden (natürlich nur, wenn sie wirklich funktionieren). Es wurde lediglich ein unvollständiges Video dazu gezeigt und nicht einmal eine kritische Diskussion fand im Plenum statt. Solche Forschungen wären doch gerade für die kleinen Wissenschaftler, wenn ich meinen 12-jährigen so nennen darf, sehr spannend. Sollte es sich jedoch nur um ein Zeigen von Halbwissen, Scharlatanerie oder anderen Esoterik-Hokuspokus handeln, gehört es definitiv nicht an eine staatliche Schule!
Das Picosekunden-Exmperiment vom Max-Planck-Institut hat hierbei aber wohl nichts damit zu tun (?)

Kunst

Obige Bilder unserer «Kleinen Forscher» sind jedoch nicht ohne künstlerischen Wert. Hierzu möchte ich die Jugend inspirieren, ihre Werke denn als Kunst zu verkaufen, wie das auch Masaru Emoto gemacht hat. Auch wenn wissenschaftlich bei Experimenten nichts herausgekommen ist, eine Vermarktung ist immer noch möglich.


Winterthur 2016 im Mai: Das kleine Forscherteam.